SLADJAN NEDELJKOVIC

25.03-11.04.2009
Eröffnung: Mittwoch, den 25.3.09, 18h -21h
Kolonie Wedding am Freitag, den 27.3.09 ab 20 Uhr
sunday wedding von 14.30 bis 18h

Öffnungszeiten sa+so 15-18h, sowie nach Vereinbarung

ARTPORT SHOWROOM
BIESENTALER STR. 16
13359 BERLIN


Transformers 2004, DVD 4’42



„Wer gestaltet die Träume und die Alpträume?“ fragt eine
schnarrende Stimme. An einem Küchentisch sitzen drei Personen – die
Gesichter mit roten Feldern abgedeckt, so dass sie anonym bleiben.
Sie erzählten mit ihren vom Computer verfremdeten Stimmen über Musik,
von Songs, die sie geschrieben haben, von ihren Träumen und
Hoffnungen. Davon, dass sie in diesem Land bleiben wollen. Hört man
ihren Stimmen zu, erfährt man nach und nach, dass sie sich hier ohne
Papiere aufhalten und eine Pop Band gegründet haben. Die Band heisst
Transformers; sie gibt Konzerte. Die Öffentlichkeit, ihre Bekanntheit
schützt sie davor, ausgewiesen und rückgeschafft zu werden. Die Band
ist fiktiv. Sladjan Nedeljkovic hat sie erfunden. Er hat Sätze und
Aussagen zusammengestellt für ein Interview, das die Schauspieler des
Videos, geschützt durch die Gesten der Kunst, geben. Die Illegalen,
die ‚Sans papiers’, sie existieren. Der Künstler macht behutsam auf
ihre Schicksale, ihr Selbstbewusstsein und ihre Kreativität
aufmerksam. Die roten Monde bewegen sich mit den Gesichtern im
gefilmten Raum der Küche. Wie ein Tanz von Lampions. “So as not to
meet the same fate.”

Sladjan Nedeljkovic beschäftigt sich in seinen Videoarbeiten mit
Informationen aus dem Nachrichtensystem (Bildern, Footage und
Texten), die aufgrund ihrer scheinbarer Aktualität und vor dem
Hintergrund des politischen Zeitgeschehens nicht nur beunruhigen,
sondern auch eine Ungewissheit über den Gehalt von solchen
Informationen erzeugen. Der Künstler setzt Videomaterial und
synthetische Stimmen in seinen mehrkanaligen Arbeiten zu selbst
entworfenen kurzen Nachrichten zusammen, jedoch so, dass sich die
Arbeiten nicht auf Inhalte konsumieren lassen, sondern damit ein
Nachdenken über den Informationsgehalt des Gesehenen und Gehörten
einsetzt. Sladjan Nedeljkovic führt den Betrachter immer wieder
gezielt in Zonen der Unsicherheit, wo sich die Grenzen zwischen
Fiktionalität und Realität, zwischen Information und Manipulation,
zwischen subjektiver Sicht und objektiver Wahrheit auflösen. Immer
wieder stellt sich beim Betrachten die brennende Frage: Was sehen wir
und wie interpretieren wir das Gesehene aufgrund der eingespielten
Narrationen? Was ist sichtbar, was bleibt verborgen? Der Künstler
suggeriert Erzählungen und Kartenwerke. Damit schafft er Stimmungen,
nur um ihre Wirkmächtigkeit gleichzeitig wieder als mediale
Konstruktion bloss zu stellen.


Sladjan Nedeljkovic, geb 1969 in Zemun, Serbia.
lebt und arbeitet in Berlin
http://www.sladjan-nedeljkovic.net